einfach nur Erdgas ist nicht die Lösung

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veröffentlicht am 28.10.2021

einfach nur Erdgas ist nicht die Lösung:

Der alte Ölkessel hat das Lebensende erreicht-der Öltank sieht auch nicht besser aus?

Dann geht es ihnen wie viele andere Hausbesitzer auch.

Bevor Sie jetzt jedoch einfach nach der gelbe Erdgasleitung in der Straße greifen, sollten Sie ein wenig in die Zukunft schauen:

Erdgas ist nicht deutlich CO2 ärmer als Heizöl, auch gibt es den heilsbringenden CO2 neutralen Wasserstoff im Erdgasnetz noch nicht und wird es in den nächsten 10 bis 20 Jahren wohl aus wissenschaftlicher Sicht in den erforderlichen Mengen auch nicht geben. Daher sollten Sie Alternativen wenigstens prüfen, bevor Sie zur "gelben Leitung" greifen:

Kann es auch eine Wärmepumpe werden? Die Technik hat sich hier deutlich weiterentwickelt, so dass häufig ein Öl- oder Gaskessel ersetzt werden kann. Ihr großer Vorteil ist, dass Sie damit relativ einfach und schnell Ihren CO2- Ausstoß drastisch senken können, wenn Sie echten Ökostrom wählen nahezu auf Null.

Warum auch finanzielle Gründe dafür sprechen?

Erstens wird in naher Zukunft der Anstoß von CO2 wir Sie deutlich teurer.

Zweitens wird Erdgas immer teurer werden. Das hat verschieden Gründe: die europäischen Vorkommen gehen zur Neige, die Niederländer senken die Exportmengen nach Deutschland drastisch und sind dabei, ganze Städte vom Erdgas los zu bekommen. Auch die Niedersachsen haben wie die Holländer Probleme mit Erdbeben und Bergschäden wegen fallenden Drücke in den Lagerstätten. Die teure Nordstream 2 bringt auch nichts wenn die Förderanlagen wegen auftauendem Permafrost im Boden versinken. 

Jedoch passiert auch auf der Verbrauchsseite etwas positives. Häuser werden gedämmt, der Verbrauch geht zurück. Nun könnte man denken - Prima - für mich bleibt mehr übrig, doch das ist zu kurz gedacht. Es passiert mehr in Europa. Die Stadt Wien zum Beispiel dekarbonisiert und baut zugleich sein Nah/Fernwärmenetz aus und wird seine heute noch ca. 55.000 Gashausanschlüsse und Netz in ca. 10-15 Jahren stilllegen. Wien? Weit weg könnte man meinen - jedoch weit gefehlt.

Enercity in Hannover ist auf dem gleichen Weg und die Stadtwerke Lemgo bauen eine große Wärmepumpe und riesiges Solarfeld für die Fernwärme. Zwei Vorreiter die wie in den letzten Jahren den Andern immer 10-15 Jahre im Voraus waren. Auf dem ersten Blick könnte man meinen - wieder mehr Erdgas für mich übrig - Ja aber:

Die Kosten für das Erdgasnetz werden ja nicht geringer wenn weniger durchfliest. Nein - die gleichen Kosten teilen sich nur weniger Nutzer bei sinkenden Mengen, also steigen die Netzgebühren letztendlich sehr deutlich an. Deshalb wollen Wien and Hannover die Netze ja stilllegen, weil die Kosten zu hoch werden.

Gleichzeitig passiert auf der Stromseite das Gegenteil. Durch die steigende Anzahl von E-Autos und Wärmepumpen steigt der Stromverbrauch deutlich an, aber die Netzkosten (Transportkosten) je kWh sinken deutlich - Strom wird günstiger werden.

Auch auf der Erzeugerseite hat sich beim Strom einiges von vielen unbemerkt positiv verändert. Neue Photovoltaikanlagen und Windkraft produzieren in Deutschland bereits Strom zu unter 6 ct/kWh - da haben bei den heutigen CO2 Kosten selbst abgeschriebene Kohlekraftwerke Probleme mitzuhalten. In Spanien wird Sonnenstrom sogar schon unter 1 ct produziert, in Kalifornien Grundlastfähiger Sonnenstrom rund um die Uhr für unter 5 ct/kWh. Welch sonnige Aussichten!  Auch in Deutschland bauen innovative Stadtwerke und Netzbetreiber bereits riesige Batteriespeicher und betreiben diese wirtschaftlich trotz irrsinniger Regulierungen in Deutschland.

Bevor Sie jetzt einfach einen fossilen Ölkessel gegen einen fossilen Gaskessel (vermutlich ihr einziger!) austauschen und einen Gasanschluss bestellen: Machen Sie lieber gleich einen beherzten Schritt in die CO2 freie Zukunft anstatt im fossilen Zeitalter zu verharren.