Interview von Dr. Franz Alt im Stadt-Anzeiger

veröffentlicht am 10.4.2016

Stadt-Anzeiger: Herr Alt, Sie sind nach wie vor eines der bekanntesten Fernsehgesichter. Wie wird Ihr Tag in Billerbeck aussehen?

Um 11 Uhr werde ich am 17. April für die evangelische Kirchengemeinde Wöbbel eine Predigt zu meinem neuen Jesus-Buch halten. Ich will aufzeigen, dass viele Jesus-Worte aus dem Griechischen falsch übersetzt sind. Jesus sprach Aramäisch. Und in seiner Muttersprache klingt vieles überzeugender und verständlicher gerade für die heutigen Aufgaben: Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Der Ur-Jesus bietet in seiner Bergpredigt das Programm für eine  bessere Welt. Mitten in der Bergpredigt verweist Jesus auf die „Sonne des Vaters, die für alle scheint“. Die Sonne schickt uns jede Sekunde unseres Hierseins 15.000 mal mehr Energie als zurzeit alle sieben Milliarden Menschen verbrauchen. Von Natur aus gibt es also gar keine Energiekrise. Wenn wir trotzdem eine Energiekrise haben, ist die sein Hinweis darauf, dass wir grundsätzlich etwas falsch machen.

Stadt-Anzeiger: Was wollen Sie den Menschen auf dem Sonnentag in Billerbeck sagen?

In meinem Vortrag am Nachmittag um 14 Uhr will ich dann aufzeigen wie der Weg ins Solarzeitalter ganz konkret und praktisch begangen werden kann. Eine intelligente Energiewende macht uns alle zu Gewinnern. In vielleicht 20 Jahren kann alle Energie, die wir brauchen, aus Sonne, Wind, Wasserkraft, Erdwärme und Bio-Reststoffen gewonnen werden. Ich zeige an etwa hundert positiven Beispielen aus der ganzen Welt, dass und wie wir dieses Ziel erreichen können. Noch haben wir die Chance, das Schlimmste beim Klimawandel zu verhindern. Wenn wir das nicht tun, dann möchte ich nicht mein Enkel sein. Unsere nachfolgenden Generationen werden uns verfluchen wenn wir den Klimawandel nicht so rasch wie möglich stoppen.

Stadt-Anzeiger: Also brauchen wir Öl, Gas, Kohle und Atomstrom gar nicht?

Durch einen intelligenten Energiemix aus erneuerbaren Energiequellen kann die ganze Welt erneuerbar werden. Und nur so können wir die Flüchtlingsströme stoppen. Auf die heutige fossil-atomare Energieerzeugung mit ihren Gefahren können wir bald zu 100% verzichten ohne dass wir auf etwas verzichten müssen. Die notwendigen Techniken sind längst da, wir müssen nur wollen. Deshalb ist die Verbindung zwischen einer Predigt, in der ich über den „ökologischen Jesus“ und „ökologische Ethik“ spreche und der praktischen Umsetzung, die ich in meinem Vortrag aufzeige, eine sehr sinnvolle Kombination.

In Ihrem aktuellen Buch „Auf der Sonnenseite: Warum uns die Energiewende zu Gewinnern macht“ gehen Sie mit Energiemultis, Lobbyisten und Politikern ins Gericht. Was muss sich heute ändern?

 

Stadt-Anzeiger: Was raten Sie heute den Hausbesitzern?

Das Hauptproblem, das wir bei der Energiewende haben, ist nicht fehlende erneuerbare Energie. Diese haben wir im Überfluss. Die Natur war nicht blöd und der Schöpfer nicht doof. Das Hauptproblem sind die Bremser in den alten Energiekonzernen, die noch immer für ihr altes, gefährliches Geschäftsmodell kämpfen. Deshalb muss die Energiewende vor Ort und dezentral organisiert werden. Dabei eröffnen sich riesige Chancen für das lokale Handwerk, für die Bauern, für den Mittelstand und für Hausbesitzer und für uns alle. Schon heute kann jeder Hausbesitzer seine Energie selbst erzeugen durch Solaranlagen auf dem Dach oder an den Wänden, durch einen Pellet-Ofen im Keller oder durch finanzielle Beteiligungen an Windparks, Wasserkraft-  oder Biogasanlagen. Aber auch in Ihrer Region stehen die meisten Häuser noch völlig umsonst in der Gegend herum. Obwohl die Sonne und der Wind keine Rechnung schicken. Statt die Angebote der heimischen Natur zu nutzen schicken wir jedes Jahr Milliardenbeträge an die arabischen Ölscheichs und an die russischen Gasbarone und zerstören unseren Heimatplaneten. Das können und müssen wir künftig intelligenter machen. Wir nennen uns doch „Homo sapiens“ und nicht „Homo Dummkopf“.

Hier geht´s zum Stadt-Anzeiger